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Innehalten

  • clausmikosch
  • vor 3 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Ich setze mich erschöpft aufs Bett. Die Tage rasen dahin und die Ruhe scheint sich versteckt zu haben. Im Sekundentakt prasseln neue Informationen auf mich ein – neue Ideen, neue Gespräche, neue Verpflichtungen. Irgendetwas in mir sehnt sich nach einer Pause, doch mein Verstand ist unnachgiebig. Immer weiter , sagt er, es gibt keine Zeit zum Ausruhen.


In vielen Ländern, zumindest in der sogenannten westlichen Welt, passen sich Restaurants dem schnelllebigen Alltag an. Gäste erhalten Zeitfenster, und sobald die 60 oder 90 Minuten um sind, warten die nächsten Gäste schon ungeduldig auf ihren Platz. Vorbei sind die Zeiten, in denen Restaurants ihrem Namen alle Ehre machten: restaurer – wiederherstellen und in einen früheren Zustand zurückversetzen. Wörtlich: ruhen lassen.


Warum ist das mit dem Innehalten so schwierig geworden?


Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ein Kalender aus zwölf Fotos bestand, die an der Wand hingen. Nur wer beruflich sehr eingespannt war, hatte einen Terminkalender. Mein Vater hatte einen, da er täglich mehrere Geschäftstermine hatte. Heute hingegen scheint fast jeder ohne seinen digitalen Kalender in der Hosentasche nicht mehr auszukommen. Die Folge? Wenn ich einen Freund besuchen möchte, muss ich hoffen, dass ich Ende der nächsten Woche einen Termin bekomme. Spontaneität? Fehlanzeige. Sogar Kinder nutzen bereits Google Kalender!


Manchmal höre ich meine innere Stimme, wie sie mich auffordert, langsamer zu sein und eine Pause einzulegen. Doch mein Verstand lässt nicht locker: Gibt es wirklich nichts zu tun? Meine Hand greift nach meiner To-do-Liste, ich werfe einen kurzen Blick hinein – und finde meist etwas, das mich von einem drohenden Moment der Langeweile ablenkt. Steht keine Aufgabe drin, lenke ich mich oft mit Schuldgefühlen ab – denn in unserer hektischen Welt fühlt sich Nichtstun leider falsch an.


In einem meiner Bücher über den kleinen Buddha steht: „Beim Nichtstun lernst du, die Leere zu lieben.“ Ich habe diese Worte vor vielen Jahren selbst geschrieben – und doch muss auch ich ihre Botschaft weiterhin lernen. Denn die inspirierenden Bücher, die ich schreibe, basieren nicht auf perfekten Erfolgen, sondern auf meinen eigenen Entwicklungsprozessen. Ich verarbeite die Weisheiten genauso wie diejenigen, die meine Bücher lesen.


Schöne Natur, die zum Innehalten einlädt.

Und so lerne ich immer wieder, das anzunehmen, was mir begegnet. Nicht zu versuchen, das Geschehen zu verändern, sondern Akzeptanz zu üben. Langsamer zu werden und den Moment einfach sein zu lassen. Und dann frage ich mich:


Was wäre, wenn ich mir öfter erlauben würde, innezuhalten?



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